Sie befinden sich hier:

Gendergerechte Sprache: Kann uns das Gendersternchen spalten? (mit Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer)

gendergerechte sprache

Wie kann ein kleines Sternchen die Gemüter so sehr erhitzen?

Manche tun es, manche versuchen es, kriegen es aber nicht so hin, manche weigern sich und wir alle diskutieren auf einmal wieder lebhaft darüber: Gendergerechte Sprache. Mit diesem Thema befassen wir uns heute und das tun wir mit einer echten Expertin. Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer vom Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Mit ihr werden wir mal ergründen, wie es überhaupt dazu kommen

konnte, dass Sprache auf einmal so emotionale Debatten hervorrufen kann. Welche Argumente taugen denn in dieser Diskussion um gendergerechte Sprache etwas? Dürfen uns Universitäten dazu zwingen, zu gendern? Und hat dieses kleine Gender-Sternchen vielleicht sogar spalterisches Potenzial? Darüber sprechen wir in dieser Folge!

Werbung:
RABATTCODE „STUDICAST5“

Bei Studibuch erhältst du jetzt mit dem Rabattcode „STUDICAST5“ 5 Prozent auf deinen Bücherkauf oder Bücherverkauf (ab einem Mindestbestellwert oder Mindestverkaufswert von 30 Euro) gültig bis 30.06.2021!

STUDICAST - Folge 69: Gendergerechte Sprache: Kann uns das Gendersternchen spalten?

Dieses Video wird von Youtube eingebettet. Hier erfährst Du mehr über die Datenschutzerklärungen von Youtube.

Höre jetzt rein, auf…

STUDICAST - Der Studenten Podcast: Folge 69    STUDICAST - Der Studenten Podcast: Folge 69   STUDICAST - Der Studenten Podcast: Folge 69

Teile jetzt unseren Beitrag:

Ein Kommentar

  1. Schade, dass ich als Sprachwissenschaftler nicht zu allen Einlassungen von Frau Müller-Spitzer Stellung nehmen kann. Das würde diesen Rahmen sprengen.
    Positiv ist, dass sie eine relativ liberale und wenig moralisierende: Position einnimmt: Jeder soll sich frei entscheiden können, ob und wie er gendern will. Dem stimme ich zu.

    An zwei Punkten möchte ich ihr widersprechen:
    1. Frau Müller-Spitzer glaubt, dass das Gendern kein spalterisches Potenzial hat. Ich behaupte: Gendern spaltet die Sprachgemeinschaft in solche, die aus Überzeugung oder aus Opportunismus gendern und solche, die nie gendern werden. Sobald man nämlich aus akademischen Kreisen herauskommt, gendert kein Mensch mehr. Alle Umfragen zeigen eine (wachsende!) Mehrheit, die sich gegen die Gendersprache ausspricht. Warum ist das so? Weil viele Menschen den Eindruck haben, sie sollen gegen ihren Willen zu einer bestimmten Art zu sprechen und zu schreiben, gedrängt oder gar erzogen werden. Gendern hat eben mit dem natürlichen Sprachwandel nichts zu tun, es ist ein Minderheitenprojekt aus dem akademischen Umfeld, es ist undurchdachter Aktionismus am ungeeigneten Objekt. Das lässt sich sprachwissenschaftlich belegen. Leider geht Frau Müller-Spitzer darauf nicht ein.

    2. Das generische Maskulinum ist eine unmarkierte, sexusneutrale und inklusive Sammelform. Es diskriminiert niemanden, im Gegenteil. Mit den generischen Formen sind weder Frauen noch Männer oder sonstwer „gemeint“. Das muss man allerdings verstehen wollen. Grammatisch maskulinum ist eben nicht gleich biologisch männlich. Das muss man auseinanderhalten. Wer das vermengt, muss sich vorwerfen lassen, dass er die Sprache als Vehikel für eine politische Agenda benutzt. Ich nenne diese durch die feministische Linguistik eingeführte Wahrnehmungsverzerrung „Gender-Brille“. Sie führt zu einem einäugigen Blick auf die Sprache. Deutsch ist eine genusbasierte Sprache, das generische Maskulinum ist tief im Sprachsystem verankert. Das zeigt sich besonders bei Komposita. Gendern Sie mal „Bauernkrieg“ oder den Satz „Meine Eltern sind beide Lehrer“!

    Wer behauptet, man solle oder könne für eine Zeitlang weibliche (movierte) Formen statt des generischen Maskulinums als Standardformen verwenden, zeigt, dass er von Sprache wenig Ahnung hat. Ich empfehle, diese Praxis einmal zwei Wochen lang durchzuhalten, dann zeigt sich, dass sie in der Alltagskommunikation weder praktikabel noch akzeptanzfähig ist.

    Ich habe im Übrigen nichts dagegen, als „Person“ oder „Individuum“ angesprochen zu werden. Das eine ist ein generisches Femininum, das andere ein generisches Neutrum. Ich bin (grammatisch) eine Person und ein Individuum, bleibe aber (biologisch) ein Mann. Es wäre schön, wenn die Befürworter des Genderns diesen Sachverhalt in Bezug auf das generische Maskulinum genau so sehen könnten. Dazu müssten sie allerdings die Gender-Brille absetzen und aufhören, Genus und Sexus zu vermengen.

    Letztlich geht es bei der Diskussion um das Gendern nicht um Sternchen, Doppelpunkte oder Unterstriche, sondern um Macht und Deutungshoheit. Das ist der tiefere Grund, warum die Debatte so emotional und zum Teil auch erbittert geführt wird. Das macht aber wieder ein anderes Fass auf: Gendern ist bei weitem nicht so harmlos, wie es scheint. Als Ableger der angewandten Postmoderne ist es Teil eines neuen Machtdiskurses.

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Beitragskommentare