Ein Studium in einem fremden Land in einer anderen Sprache klingt für Dich nach einem verlockenden Abenteuer und nach einer willkommenen Herausforderung? Dann könnte ein Auslandsstudium durchaus etwas für Dich sein. Es wertet deinen Lebenslauf macht und hebt Dich später von anderen Bewerber*innen ab. Wären da nicht die horrenden Auslands-Studiengebühren – das deutsche Bildungssystem ist stark subventioniert –, die hohen Lebenshaltungskosten und die Sorge, ob das Auslandsstudium in Deutschland überhaupt als solches anerkannt wird. Auch ist ein komplettes Auslandsstudium kein Urlaub, sondern harte Arbeit. Das vergessen viele Studis schnell. Die Entscheidung, ob man im Ausland studieren möchte und kann, sollte sorgfältig getroffen werden. Dieser Artikel hilft Dir Dabei, die Vor- und Nachteile eines Auslandsstudiums im Blick zu behalten.
1. Kosten und Finanzierung
Das, was mich zuerst von einem Auslandsstudium abgeschreckt hat, sind die Kosten. Ich hatte bereits während meines Bachelors ein Auslandssemester in Schottland gemacht und glaubte deshalb ungefähr zu wissen, was so an Semester- und Wohnheimgebühren auf mich zukommen würde. Falsch gedacht. Ein Auslandsstudium kostet mehr. In Deutschland sind öffentliche Hochschulen stark subventioniert, weshalb die Studierenden meist nur einen Semesterbeitrag von bis zu 500 Euro zahlen müssen, in dem auch das Semesterticket für die öffentlichen Verkehrsmittel mitabgedeckt wird.
Ein Auslandssemester an einer öffentlichen Hochschule in Amerika kostet für internationale Studenten zwischen US$ 8.000 und US$ 18.000 (7.0000 – 16.000€). An privaten Hochschulen liegen die Kosten noch deutlich höher. Auch in Australien muss man mit Studiengebühren zwischen umgerechnet 5.000 – 7.000 Euro rechnen. In Spanien wiederum liegen sie zwischen 650 und 1.300 Euro pro Semester.
Ich habe für meinen einjährigen Vollzeitmaster im Umweltjournalismus über 8.000 Euro Studiengebühren zahlen müssen. Für alle Nicht-EU-Studierende haben sich die Studienkosten meist mehr als verdoppelt. Das Gleiche passiert, wenn Bürger*innen mit einem Wohnsitz in der Europäischen Union außerhalb studieren wollen. Hinzu kommen noch die Lebensunterhaltungskosten wie Miete, Lebensmittel, Klamotten, Flug/Anreise oder Unternehmungen vor Ort.
Werde Dir zumindest ein Jahr vor deinem Studium über die folgenden Fragen bewusst und beantworte sie für Dich oder hole Dir Informationen ein:
- Was für Studiengebühren gibt es und wie hoch sind diese?
- Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten? Wo kann ich unterkommen (WG, Wohnheim, Au Pair etc.) und wie teuer ist die Unterkunft?
- Darf ich neben dem Studium arbeiten?
- Welche Förderungsmöglichkeiten (Stipendium, BAföG, Studienkredit, Stiftungen) gibt es?
2. Zulassungsbeschränkungen und Abschlüsse
So unterschiedlich wie die Studienkosten sind auch die möglichen Abschlüsse an Hochschulen im Ausland. Ein Auslandsstudium kann für Dich vor allem in Frage kommen, wenn Du genau weißt, was Du studieren möchtest und dein Wunschstudiengang jedoch nicht in Deutschland angeboten wird. Das war bei mir der Fall. Umweltjournalismus wird schon seit wenigen Jahren nicht mehr als solcher angeboten, dafür jedoch im Ausland.
Auch sind die Zulassungsbeschränkungen im Ausland oft um einiges geringer als in Deutschland. Wegen der günstigen Studiengänge müssen die Auswahlkriterien hier härter sein und es ist manchmal nicht möglich, in den Studiengang seiner Wahl zu gelangen. Auch dann ist ein Auslandsstudium eine gute Möglichkeit. So kannst Du beispielsweise in der UK einen Journalismus-Master auf einen Biologie-Bachelor absolvieren, was in Deutschland gar nicht möglich wäre, da Du nicht „fachfremd“ studieren könntest. Das kann natürlich Vor- und Nachteile haben, da manche Studiengänge kein Vorwissen voraussetzen und darum weniger in die Tiefe gehen. Anderseits sind die Studienangebote meist auch so spezifisch, dass Du eine einmalige (Aus-)Bildung erfährst. Die Abschlüsse werden inzwischen fast überall anerkannt, weshalb Du Dir oft keine Gedanken um die Gültigkeit und Wertigkeit deines Abschlusses machen musst (zumindest innerhalb Europas).
Fragen, die Du Dir stellen kannst:
- Wo wird mein Wunschstudiengang angeboten (in welchen Ländern, an welchen Hochschulen)?
- Welche Zulassungsbeschränkungen gibt es für meinen Wunschstudiengang?
- Wird mein angestrebter Abschluss auch international anerkannt (dort, wo Du später arbeiten oder weiterstudieren möchtest)?
3. Lebenslauf und Karriere
Wer sein ganzes Studium (und nicht nur ein Auslandssemester) im Ausland absolviert, sammelt intensive Fremdsprachenkenntnisse. Das wird sich später auf jeden Fall bezahlt machen, denn so bekommst Du ein komplett neues Sprachgefühl – nichts, was Dir der Fremdsprachenunterricht von der Schule hätte beibringen können. Und egal, wie fließend Du die Sprache auch sprechen magst, damit zu studieren ist noch einmal eine andere Hausnummer. Das akademische Level einer Sprache zu meistern kann schwer sein – seien wir mal ehrlich, sogar akademisches Deutsch ist eine eigene Sprache für sich – doch es macht unheimlichen Spaß.
Noch dazu macht sich so ein Auslandsstudium immer gut in Deinem Lebenslauf. Es zeugt von Offenheit, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Flexibilität. Das sind alles Eigenschaften, auf die Personaler*innen achten und die Dir einen großen Karrierevorsprung beschaffen können. Auch zum Kontakte knüpfen und Netzwerken ist ein Auslandsstudium optimal. Noch nie hatte ich so viele internationale Bekanntschaften und Freund*innenschaften geschlossen. Ein Netzwerk, das mir auch noch im späteren Berufsleben von großem Nutzen sein wird.
Dinge, die Du Dir vorher durch den Kopf gehen lassen solltest:
- Reichen meine Sprachkenntnisse oder muss ich sie verbessern? Muss ich eine Sprachprüfung ablegen?
- Traue ich mir ein Studium im Ausland alleine zu?
- Was würde mir das Studium in einem anderen Land und auf einer fremden Sprache bringen?
4. Persönliche Herausforderungen und Entwicklung
So cool das alles auch klingen mag. Für ein oder mehrere Jahre auf einer fremden Sprache und im Ausland zu studieren, benötigt jedoch auch einiges an Mut und Selbstvertrauen. Du kannst mit Heimweh, kulturellen Unterschieden und der Doppelbelastung von Studium und Fremdsprache zu kämpfen haben. Auch ich habe mich an manchen Tagen schlichtweg überfordert gefühlt und wollte einfach zu meinen Freund*innen und meiner Familie zurück, die ich in der Heimat gelassen hatte. Das passiert gerade dann, wenn man nicht sofort den richtigen Anschluss findet. Aber auch das wird wieder besser. Es ist nicht anders als bei einem heimischen Studium auch. Man weiß nie, was oder wer einen im Studium erwartet.
Hat man sich einmal eingefunden, dann kann nichts mehr schief gehen. Du wirst während eines Auslandsstudium eine internationale Erfahrung sammeln, Dir werden sprachliche und kulturelle Unterschiede auffallen, die Dein Weltverständnis und Deine Menschenkenntnis verbessern. Du wirst viele neue Menschen kennenlernen, neue Orte sehen und lernen selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln und über Dich selbst hinauszuwachsen. Ich habe mir während meines Masterstudiums in England ein zweites Leben aufgebaut und wollte am Ende gar nicht mehr gehen. Wer weiß, vielleicht wirst Du ja sogar nach dem studieren dort bleiben?
Alternativen zum Auslandsstudium
Findest Du Dich in einem der oben genannten Punkte und Überlegungen wieder? Dann ist ein Auslandsstudium vielleicht genau das Richtige für Dich! Es erfordert viel Planung, die sich jedoch auszahlt. Wenn Du Dir noch unsicher über ein Vollzeitstudium im Ausland bist, dann ziehe eventuell eine Alternative wie ein Teilzeitstudium, Praktikum, einen Sprachkurs, ein Auslandssemester oder vielleicht eher ein Freiwilliges Soziales Jahr in Betracht. Oder gibt es Kooperationsverträge oder spezielle Mobilitätsprogramme wie Erasmus+ an einer deutschen Hochschule Deiner Wahl?
Planst Du momentan ein Auslandsstudium oder hast eines hinter Dir? Lass uns gerne deine Gedanken und Tipps zum Thema Auslandsstudium in den Kommentaren da!
Gut zu wissen, dass ein Auslandssemester bei Arbeitgebern gut aussieht. Ich werde auf Ihre Hinweise achten und mich jetzt nach Stipendien umschauen. Ich hoffe die Übersiedlung wird glatt laufen.