Was ist besser für Dich, das Studium an einer privaten oder an einer staatlichen Hochschule? Eine schwere Entscheidung. Sie gibt den Weg Deiner Karriere und Deiner persönlichen Zukunft vor; als ob die Auswahl an Studienfächern und Studienformen nicht schon kompliziert genug wäre. In diesem Artikel schauen wir uns die Vor- und Nachteile beider Institutionen an und geben Dir Literatur- sowie Erfahrungstipps als kleine Entscheidungshilfe.
Der grundlegende Unterschied zwischen einer privaten und einer staatlichen Hochschule ist ihre Finanzierung. Während eine private Hochschule ein gewinnorientiertes Unternehmen ist und sich über die Studiengebühren seiner Studierenden finanziert, wird eine öffentliche Hochschule wegen der Gemeinnützigkeit über Steuergelder finanziert und ist für die Studierenden kostenlos.
Gleichwertige Abschlüsse
Obwohl das zuerst sehr negativ für die privaten Hochschulträger klingt, wächst der private Hochschulsektor in Deutschland und sie erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Laut dem Statistischen Bundesamt Destatis hat sich die Zahl der Studienanfänger*innen an privaten Hochschulen von 2010 bis 2017 fast verdoppelt.
Um staatlichen Hochschulen gleichgestellt zu sein, müssen sich private Hochschulen durch die zuständigen Landesministerien anerkennen lassen. So kann sichergestellt werden, dass die Bildung und nicht der Kommerz im Vordergrund steht. Das Vorurteil, dass der Abschluss von Privathochschulen erkauft sei und das nötige Kleingeld die einzige Zulassungsbeschränkung sei, kann ich aus Erfahrung nicht bestätigen, auch wenn es immer wieder schwarze Schafe geben mag.
Ich habe mein Bachelorstudium an einer Privathochschule absolviert und mache meinen Master an einer öffentlichen Einrichtung, habe also beide Seiten im Blick. Generell sind die Klischees privater Hochschulen überholt. Sie sind längst nicht mehr so im Verruf, wie sie es einmal waren.
Ist eine Privathochschule also staatlich anerkannt, haben die Abschlüsse die gleiche Wertigkeit. Die Studienbedingungen und das Verhältnis zwischen Dozenten und Studierenden sind jedoch sehr unterschiedlich. Private Hochschulen zeichnen sich durch kleine Studiengruppen von maximal 30 Studierenden und einem engen Kontakt zu den Lehrenden aus, fast schon wie in einer Klasse, während in den ersten Semestern einer öffentlichen Hochschule Hunderte von Studierenden in einem Vorlesungssaal unterrichtet werden können.
Zulassungsbeschränkungen und Studienbedingungen
Während Du bei einer öffentlichen Hochschule meist nur den Numerus clausus als Zulassungsbeschränkung hast und gute Noten im (Fach-)Abitur somit Voraussetzung sind, sind die Bewerbungsverfahren der Privathochschulen oft eine Kombination aus Bewerbungsschreiben, Auswahltests und Vorstellungsgesprächen. So lernst Du die Profs bereits vor dem Studium kennen, musst Dich aber auch um einiges zeitaufwendiger mit dem Bewerbungsprozess auseinandersetzen und darauf vorbereiten.
Private Hochschulen sind sehr praxisbezogen und legen einen großen Wert auf ihre Unternehmenskooperation. Die meisten Dozent*innen werden also ihr Fach nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch kennen, darin gearbeitet haben oder noch arbeiten. Das gilt jedoch auch für staatliche Fachhochschulen. Öffentliche Hochschulen und Universitäten sind dafür die Spitzenreiter in der Forschung, auch um sich von privaten Angeboten abzugrenzen.
Auswahl an Studienfächern
Strebst Du also eine Karriere in der Forschung an, bist Du bei einer öffentlichen Hochschule wahrscheinlich besser aufgehoben. Willst Du später im Finanzsektor, im Digitalen-, Management- oder Businessbereich arbeiten, bist Du wiederum mit einer privaten Institution besser beraten, da die technische Ausstattung dort meist sehr gut ist.
Privathochschulen haben eine aktuelle und nachfrageorientierte Auswahl an Studienfächern, während öffentliche eine größere Auswahl an mehr etablierten Fachrichtungen anbieten. Die Größe einer öffentlichen Hochschule bringt auch Vorteile mit sich. So haben Studierende mehr Freiheiten und eine höhere Flexibilität bei ihrer persönlichen Studiengestaltung.
Auch übersteigt die Zahl der staatlichen Hochschulen die der privaten immer noch bei Weitem. Private Institutionen sind bundesweit verstreut, weshalb die Wahrscheinlichkeit, dass Du von zu Hause ausziehen musst, höher ist.
Hilfreiche Links und Literatur
Annette Doll und Alexander P. Hansen geben in ihrem Ratgeber „Die Managerschmieden: Studieren an privaten Hochschulen macht sich bezahlt“ eine detaillierte Übersicht zu den Inhalten der Studienfächer (Bachelor- und Masterstudiengänge), die momentan an den etwa 120 privaten Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
Die Autoren haben aktuelle Informationen zu den Gehältern, die Du mit einem Abschluss in dem jeweiligen Studienfach und der Branche erwarten kannst, zusammengestellt und bieten Dir eine Checkliste zur Studienwahlhilfe und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Du einen passenden Studiengang und eine passende Hochschule finden kannst.
Der Ratgeber begründet die Vorteile des Privatstudiums mit Hilfe von vielen Praxisbeispielen und aktuellen Statistiken und stellt sie auf das gleiche Level wie öffentliche, ohne diese auf- oder abzuwerten. Er vergleicht duales mit regulärem Studium und geht auf alle drei Studienformen, Präsenz-, duales und Fernstudium, ein. Das Buch hat viele wertvolle Tipps und Hilfestellungen, die Dir bei Deiner Entscheidungsfindung helfen können.
Um Deine Suche nach den richtigen Hochschulen einzugrenzen, können Dir auch die online Hochschuldatenbanken Studis Online oder der Hochschulkompass nützlich sein.
Studiengebühren und Finanzierungsmöglichkeiten
Um auf einen der entscheidendsten Punkte im Vergleich der zwei Hochschularten zurückzukommen: Die Studiengebühren. Ein privates Bachelorstudium kann gut zwischen 500 bis 950 Euro im Monat kosten, ohne Lebensunterhaltungskosten. An staatlichen Hochschulen zahlst du etwa 300 Euro pro Semester, halbjährlich.
Für beide Varianten kannst Du BAföG beantragen, einen Studienkredit aufnehmen, nebenbei arbeiten oder Dich auf ein Stipendium bewerben. Viele private Hochschulen bieten auch ganz eigene Finanzierungsmodelle oder hochschuleigene Stipendienprogramme an.
Hier noch einmal alle Vorteile der beiden Hochschulformen im Überblick
Vorteile einer öffentlichen Hochschule
- Sehr geringe Studienkosten
- Größere Wahlfreiheit bei der Studienfachwahl und bei Gestaltungsmöglichkeiten im Studium
- Großes Netzwerk an Studenten
- Viele Fördermöglichkeiten
- Stärke in den Naturwissenschaften und der Forschung
Vorteile einer privaten Hochschule
- Bewerbungsgespräch und Zulassungstests anstelle des Numerus clausus
- Keine Wartezeiten (auch bei Modulen)
- Aktuelle und nachfrageorientierte Studienangebote
- Praxisorientierung
- Meist modernere Ausstattung und internationale Ausrichtung
- Leichterer Netzwerkaufbau und intensivere Betreuung durch kleinere Gruppen
Annette Doll und Alexander P. Hansen raten, um die richtige Studienwahl zu treffen, sich schon vor Beginn des Studiums mit den Inhalten Deines Wunschstudiums auseinandersetzen, Modulhandbücher zu sichten und Dich im Vorfeld Kontakt mit den jeweiligen Studienberatern wegen der Anforderungen in Kontakt zu setzen.
Doch egal, ob Du Dich für eine private oder eine öffentliche Hochschule entscheidest, was Du letzten Endes aus dem Studium machst, liegt ganz allein bei Dir. Für welche Option hast Du Dich entschieden? Was für Erfahrungen hast Du bisher mit staatlichen und mit öffentlichen Hochschulen gemacht? Teile uns Deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren mit.