Wer kennt es nicht, das zeitliche Phänomen zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr:
Satt vom großen Festessen und den vielen Weihnachtsleckereien, die Ohren dröhnen noch von den anregenden Gesprächen der Liebsten und der Aktivitätspegel geht gegen Null.
Dann ruft das Sofa mit einem heißen Tee und es ist die ideale Zeit für einen kleinen zwischenjährlichen Serienmarathon.
Hier kommen die Top 5 Serien zum Bingen in den Weihnachtsferien: Was erwarten wir von einer guten Serie in dieser besonderen Zeit des Jahres? Dieses Mal soll sie nicht zu aufregend, spannend oder gruselig sein oder uns mit langen, komplizierten Gesprächen voller Hinterlistigkeit durch den Alltag tragen. Dieses Mal darf es ruhig ein wenig flauschig werden. Wir erwarten keine großen Gefühle, sondern leichte Unterhaltung beim Lümmeln auf der Couch.
5. Queer Eye. More than a makeover
Wer keine Lust auf eine zu große Serien-Verpflichtung hat (wir kennen doch alle „die 5 Staffeln während der Prüfungsphase”-Falle), der kann sich mit den einzelnen Folgen der einzigartigen Makeover-Show vergnügen.
In dieser Reality-TV Show bilden Antoni Porowski, Tan France, Karamo Brown, Bobby Berk und Jonathan Van Ness die Fab-Five. Zusammen ermöglichen sie einem meist aus dem Familienumfeld nominierten Hero (so werden die Kandidaten genannt) pro Folge eine Rundumerneuerung. Diese geht weit über eine neue Frisur und Garderobe hinaus, denn jeder der Fab-Five ist Experte auf einem Gebiet: Ernährung, Wohnen, Fashion, Frisur/Pflege und Kultur/Self-Image. Die Heroes haben meist eine besondere Geschichte und erhalten immer ein für sie passendes Makeover. Beispielsweise (SPOILER) wird dem sympathischen Farmer mit Finanzierungsproblemen seines Hofes nicht einfach ein neuer Haarschnitt und Möbel verpasst: Eher wird seiner Mutter, die ihm immer die Haare schneidet, gezeigt, wie sie einen modernen Schnitt hinbekommt.
Das Liebenswerte an der Show sind eindeutig die Fab-Five, die mit Humor und Natürlichkeit eine Beziehung zu den Heroes aufbauen und diese in einem Lebensabschnitt begleiten.
Bisher gibt es 4 Staffeln und die 5. ist für 2020 angekündigt.
4. My Next Guest Needs No Introduction with David Letterman
David Letterman, wer kennt ihn nicht, ist mit seiner Netflix Talkshow zurück. Der ehemalige Late Night Moderator hat nun sein eigenes Format mit dem witzig-sperrigen Titel. In je 60-minütigen Episoden interviewt die Fernsehikone einen berühmten Gast, der den Liveshow-Zuschauern zuvor nicht bekannt ist. Zusätzlich werden verschiedene Einzelfilme gezeigt. Den Auftakt gibt niemand geringeres als Barack Obama. Die Gäste kommen aus allen möglichen Genres: Kanye West, der in bekannter Manier zwischen den Themen hin und her springt. Er erzählt von seiner Kleiderlinie, seinen Sonntagsmessen, dem Vatersein und seiner manisch-depressiven Erkrankung. Ansonsten sind zu Gast die berühmte Talk Show Moderatorin Ellen DeGeneres, Schauspielerin Tiffany Haddish, Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Geschäftsfrau Melinda Gates, Schauspieler George Clooney, Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai, Rapper JAY-Z, Schauspielerin und Komödiantin Tina Fey und Radiomoderator Howard Stern.
Wer also keine Lust auf eine fortlaufende Serie hat und sich sonst nie Zeit für Talk Shows nimmt, kann sich in den Interviews mit spannenden Gesprächen über Politik, aktuelles Weltgeschehen, private Werdegänge und Geschichten berieseln lassen.
3. The End of the F***ing World
Der Titel erweckt zugegebenermaßen gemischte Gefühle. Man muss auch sagen, dass es ein wenig brutal zu gehen kann in manchen Szenen (schließlich ist die Altersempfehlung auch ab 16 Jahren). Dennoch verbirgt sich hier eine äußerst charmante Serie mit liebenswerten Charakteren.
Die Handlung spielt im Nirgendwo in Großbritannien und dreht sich um zwei Teenies. Was die beiden verbindet: Ihre Depression. James (Alex Lawther) hält sich für einen Psychopathen und träumt davon seine Mitschülerin Alyssa (Jessica Barden) umzubringen. Diese ist wütend auf die ganze Welt und will aus ihrem Kleinstadtleben ausbrechen. Also machen sich beide im geklauten Auto von James Vater auf in die weite Welt. Was sie erleben lässt sich sehen: Über Einbruch, Raubüberfall, Mord, eine Fast-Vergewaltigung und Diebstahl wird ihre Fahrt letztlich zu einer Flucht vor dem Gesetz. Erzählt werden die Ereignisse aus James und Alyssas Sicht.
Diese unterschiedliche Gedankenwelt trägt nicht zuletzt zu einigen witzigen Momenten bei.
Doch was die Serie sehenswert macht, ist die Entwicklung der beiden, die sich (natürlich) näherkommen, auftauen und schöne Momente teilen. Denn eigentlich geht es um das Sich-anders-fühlen, Nicht-reinpassen und Freundschaft. Hier trifft skurril auf amüsant und Trostlosigkeit auf Lebensfreude.
Ebenfalls bemerkenswert: Obwohl eine Folge nur 20 Minuten geht, entwickelt sich eine Erzähldynamik, die einer 40-minütigen Serie in nichts nachsteht. Bisher gibt es zwei Staffeln auf Netflix, die aus je 8 Folgen bestehen.
2. Atypical
Lange von meinem Netflix-Algorithmus übersehen, war die Freude über die Entdeckung umso größer. Sam Gardner (Keir Gilchrist) ist 18, in seinem letzten Jahr an der High School und hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Er ist sehr intelligent und durchlebt den Wunsch nach mehr Eigenständigkeit. Er möchte aufs’ College und eine Freundin. Durch seinen Autismus gestaltet sich dies allerdings holprig und für den Zuschauer humorvoll. Erzählt werden sein Weg und seine Gedanken durch die Ich-Perspektive, weshalb man in den Genuss vieler unterhaltsamer Pinguin- und Antarktis-Metaphern kommt. Seine jüngere Schwester Casey (Brigette Lundy-Paine) ist sehr tough, sportlich, charakterstark und ärgert zu gerne ihren Bruder. Doch neben den üblichen Geschwisterstreitereien ist sie immer für ihn da. Ansonsten handelt die Serie von Familienproblemen, High School, Freundschaft und Beziehungen.
Das Besondere und Sehenswerte ist definitiv die Betrachtung vieler Situationen durch Sams Augen: Seine Gewohnheiten, seine Verhaltensmuster im Alltag und Stresssituationen, sein Unverständnis für Gefühle anderer Personen, aber auch seine Erfolge und Glücksmomente.
Im November wurde die 3. Staffel veröffentlicht.
1. Sex Education
Einer der meist unterschätzten Serien: Ehrlich gesagt ist der Titel ein bisschen befremdlich und der Trailer nur semi-vielversprechend, doch es lohnt sich!
Otis Milburn (Asa Butterfield) ist mitten in der Pubertät und muss sich zusätzlich als Sohn einer bekannten Sextherapeutin Jean Milburn (Gillian Anderson) mit so einigen unangenehmen Situationen rumschlagen. Er selbst ist recht unsicher und unerfahren, hat aber durch seine Mutter einige Tipps für seine Mitschüler*innen in Sachen Sexproblemen auf Lager. Nicht ganz von der Idee überzeugt, gründet er mit seiner Mitschülerin Maeve Wiley (Emma Mackey) einen Sextherapiedienst für die Schulkameraden*innen der „Moordale Secondary.“ Maeve ist tough und nicht auf den Mund gefallen, doch weil sie in ärmlichen Verhältnissen lebt, kann sie das Geld des Beratungsdienstes gut gebrauchen. Schließlich ist Otis nicht unangetan von ihr und willigt ein.
Selbst diese kurze Zusammenfassung klingt seltsam und nicht überzeugend, aber was die Serie so besonders macht ist Otis. Er ist mutig, loyal, etwas linkisch und die Beziehung zu seiner Mutter bringt einen zum Lachen und Kopfschütteln.
Spätestens als Otis mit seinem besten Freund Eric selbstverständlich als Frau verkleidet auf den Bus wartet, um die Geburtstagstradition (als Drag verkleidet „Hedwig and the Angry Inch“ sehen) von Eric zu feiern (SPOILER: er kriegt den Bus nicht), wird jeder zum Otis-Fan. Denn eigentlich geht die Serie um Pubertät, Erwachsenwerden, Probleme mit den Eltern, Freundschaft und das erste Mal verliebt sein.
Bisher gibt es eine Staffel mit 8 Folgen, die ungefähr 45-50 Minuten gehen. Wem die erste Staffel gefallen hat, kann sich freuen, denn schon am 17. Januar wird die 2. Staffel auf Netflix veröffentlicht.